Sanierungsplan oder Schließungsvorwand? Signa plant, 80 Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof zu schließen, Bauprojekte werden jedoch weiterverfolgt

Ein „Sanierungsplan“ der Signa-Gruppe sieht vor, bis zu 80 Filialen der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof und damit ca. 5.000 Vollzeitstellen abzubauen. Es handelt sich um eine Umverteilung der Krisenlast von oben nach unten: Um Umsatzrückgänge während der Corona-Krise auszugleichen, soll das weniger gewinnbringende Warenhausgeschäft auf Kosten der dort Beschäftigten geschrumpft werden. Der Gesamtbetriebsrat spricht von einem „unverantwortlichem Kahlschlag“[1]. Kostspielige Immobilienprojekte, wie die umstrittene Abriss-Planung am Hermannplatz, laufen allerdings trotz Corona laut Signa „uneingeschränkt“ weiter.[2]

Dieser Kahlschlag hat bei Signa System: Ob Filialschließungen oder dutzende Abrisse intakter Gebäude deutschlandweit – im Interesse der globalen Anleger werden lokale Existenzen zerstört und Nachbarschaften auseinandergerissen. Die Initiative Hermannplatz hat immer wieder betont, dass es bei Signas Plänen am Hermannplatz vorrangig um das Immobiliengeschäft und nicht um das Kaufhaus geht. Durch die Corona-Krise kommt das nun noch deutlicher zum Vorschein. Die Warenhäuser werden wegen Umsatzrückgangs geschlossen, während die teuren Bauprojekte uneingeschränkt weiterverfolgt werden. Das ist Irrsinn, entspricht aber der Konzernstrategie. Schließlich ist René Benko primär Immobilieninvestor. Viele der Kaufhaus-Standorte werden abgerissen, umgebaut, umgewidmet. Solange die Umsätze im Warenhausgeschäft halbwegs stabil waren, wurde dieser komplex zu betreibende Sektor mehr oder weniger aufrechterhalten.[3] Mit der Corona-Krise und den damit einhergehenden, vorübergehenden behördlichen Öffnungsverboten hat der Konzern eine fadenscheinige Legitimation gefunden, die Warenhäuser endgültig zu schließen.

Das Redaktionsnetzwerk Deutschland vermutet, „dass der Eigentümer […] einen Kahlschlag schon länger ins Kalkül gezogen hat“[4] und Corona nur als Vorwand dient. Um eine drohende Insolvenz abzuwenden, leitete der eigentlich finanzstarke Konzern bereits am 1. April ein Schutzschirmverfahren ein und bekam staatliche Hilfsmaßnahmen zugesagt. Mietzahlungen der Filialen wurden außerdem von April bis Juni eingestellt.[5] Dass die Warenhäuser dennoch geschlossen werden soll, erstaunt daher. Zudem wurde genau dieses Konzept laut RND schon Ende 2018 diskutiert: „Der Verdacht drängt sich auf, dass [die Berater] aus der Schublade geholt haben, was schon lange vor Corona bereit lag.“[6]

Eine halbe Milliarde Euro soll das Bauvorhaben am Hermannplatz kosten, etwas mehr als eine halbe Milliarde habe die Warenhauskette während der Öffnungsverbote verloren. Die Abriss- und Baukosten nur eines der geplanten Signa-Projekte würden die deutschlandweiten Umsatzeinbußen der Warenhäuser decken. Signa nutzt die Corona-Krise, wie viele andere Konzerne, um ihre Gewinne zu steigern und Reiche noch reicher zu machen. Den Preis dafür zahlen 5.000 Menschen, die mitten in einer Wirtschaftskrise erwerbslos gemacht werden. Es ist absurd!

Wir fordern daher den sofortigen Stopp der Projektplanungen am Hermannplatz und andernorts sowie einen ernsthaften Rettungsversuch für die 80 Filialen und 5.000 Beschäftigten durch den Signa-Konzern unter strenger gesellschaftlicher Kontrolle und aus Konzern-Mitteln anstatt Staatshilfen! SCHLUSS MIT DER UMVERTEILUNG DER KRISENLAST VON OBEN NACH UNTEN!

Initiative Hermannplatz – karSTADT ERHALTEN

www.initiativehermannplatz.noblogs.orginitiative-hermannplatz@riseup.net

[1] https://www.wiwo.de/unternehmen/handel/kahlschlag-beim-warenhaus-bis-zu-80-standorte-von-galeria-karstadt-kaufhof-vor-dem-aus/25830522.html

[2] https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/trotz-corona-signa-haelt-an-karstadt-umbau-am-hermannplatz-fest-li.80336?fbclid=IwAR3lt3MC6YEaYJifFrAHkEUgVKfQtsmQ-hKsWxyjiknLRPVvk4e14HFbIDc

[3] https://www.rnd.de/wirtschaft/schliessungen-bei-galeria-karstadt-kaufhof-corona-nur-als-vorwand-AZSINYDAUZBPXGLMHUJCT7XSMM.html

[4] ebd.

[5] https://www.neues-deutschland.de/artikel/1135090.karstadt-kaufhof-erste-grosse-corona-insolvenz.html?sstr=karstadt&fbclid=IwAR136KEtZ1hYkE34xDjxFdasNHf15sY05olr0yFA-RbmBbBkpRKJkIrLgnk

[6] https://www.rnd.de/wirtschaft/schliessungen-bei-galeria-karstadt-kaufhof-corona-nur-als-vorwand-AZSINYDAUZBPXGLMHUJCT7XSMM.html